Sonntag, 28. August 2011
Reisetagebuch der erste Teil
ausgerockt11, 22:20h
.....Kurz davor
Schmerzhaft wird mir die Wichtigkeit dieses Tages bewußt als mich mein Wecker um 5 Uhr aus dem Schlaf klingelt. Es ist kein liebevolles Tuten das mich sanft aus der Traumwelt holt.... Nein heute ist es eher ein nervtötendes Quieken. Nur widerwillig begebe ich mich aus den Fängen der wärmenden Bettdecke und schlurfe Richtung Bad. Nach der Dusche hab ich auch langsam das Gefühl in der Realität angekommen zu sein, in meinem Kopf kreisen die Gedanken daran was mich wohl erwarten wird und wie die Reise verlaufen könnte. Optimistisch wie ich manchmal bin , hoffe ich das die lange Fahrzeit schon Strafe genug ist und da mit Sicherheit nicht viel schiefgehen könnte. Aber abwarten !
Irgendwann finde ich mich vor der Kaffeemaschiene wieder und wieder ist es ein Moment wo ich froh bin das diese Padmaschienen so unglaublich schnell sind. Gedankenverloren setze ich mich in die Küche und versuche die letzten Momente der Ruhe zu genießen. Bloß keinen Stress ! Im Hintergrund läuft gerade Tracy Chapmans Song „ Fast Car“ was will sie mir nur damit sagen ? Es scheint als wolle sie mir den „ Neuanfang“ schmackhaft machen .... Nee nee Tracy , nur 6 Wochen , das wird mit Sicherheit kein neuer Start. Trotzdem lass ich mir es nicht nehmen den Refrain lauthalt mit zu singen, auch wenn es mir schwer fällt jeden Ton zu treffen. Who cares? Es muß ja auch Vorteile haben allein zu wohnen ;-) .
So da ist er der Moment .... der Aufbruch. Nervös steh ich an der Tür ,bepackt mit dem notwendigsten , oder besser gesagt – mit dem was ich mir vorstellen könnte dass ich 6 Wochen damit hinkomm. In Gedanken geh ich nochmal alles üblichen Vorgänge durch , Gas und Wasser abdrehen , alles vom Strom nehmen .... hmm alles erledigt , also los. Einfach raus und keinen Blick zurück , nur nicht riskieren das ich es mir anders überlege....
.... on my way ...... Zum „ Erziehungscamp“
Mitlerweile ist es 8:50 Uhr, kuschlige 26° (es war sonnig in Berlin) , und gerade jetzt bin ich mir nicht mehr sicher die richtige Auswahl in Sachen „ Reisebekleidung“ gemacht zu haben. Ach egal, gewöhn sich lieber schonmal daran wie es ist wieder richtig zu schwitzen :-) ... Wie erwartet geht alles rund. Der Zug hatte ein „ kleine“ Verspätung. Gut zu wissen das mir nun noch 10min für einen schnellen Kaffee in Hamburg bleiben. (mein erster Umsteigebahnhof) Leider ist gerade heute kein Bordrestaurant vorhanden. Sollte heute vielleicht doch alles schiefgehen ? Ein WINK des Schicksals , dass ich lieber 6 Wochen hätte faulenzen sollen? Hmm liebes Schicksal ... da wirst du dir mehr einfallen lassen müssen ... obwohl so ohne Kaffee ist schon ganzschön mies.
-----> Wittenberg .....Ludwigslust ......
... Und weiter geht die Reise ....! Man beachte immer noch Verspätung .... Leider werd ich wohl auf den flüchtigen Genuss eines Kaffees in Hamburg verzichten müssen . Hmmm es gibt wohl schlimmeres. Z.B. die Tatsache das der Himmel immer grauer wird je nördlicher ich komme. Mein Blick klebt an der Landschaft da draussen .... es geht vorbei an Windparks und einigen, kleinen und mir bisher unbekannten Ortschaften. Zwischendrin seh ich mal ein paar Kühe oder Pferde die sich ,unbeirrt vom Wetter , das saftige Grün schmecken lassen.
Juuuuhuuuu es wird wohl gleich regnen! Ein Lobgesang auf die Mama , die mir diese wundervolle Regenjacke zum Geschenk machte. Innerlich freute ich mich darauf mit der Jacke den schlimmsten Regenfällen zu trotzen. Ich sah mich schon mit geballter Faust gen Himmel gerichtet „ Ist das alles was du drauf hast ?“ . Der Gedanke bringt mich zum schmunzeln , obwohl ich innerlich laut loslache. Ich versuche das immer recht unauffällig zu machen , nicht das gleich alle merken welch Wahnsinn in mir steckt. ^^
Das ist SIE ... Hamburg meine Perle ! Schon die Einfahrt in den Bahnhof macht mich ganz hibbelig.
Irgendwie liebe ich diese Stadt. Nur leider läßt der Blick auf die Uhr nichts gutes vermuten. Mir bleiben noch 4 min. zum umsteigen. Laut Verbindungsdaten hab ich ja auch nur 6 Gleise vor mir. „Nur keinen Stress“. Lautet das Mantra des heutigen Tages ... nur leider wirkt es nur partiell. Auch Sprüche wie „Nimms mit Humor“ oder „ Es kann nur besser werden“ haben bei den Aussichten nur geringe Motivationswirkungen. Schließlich bin ich ja nicht gerade leicht bepackt. Hmmm vielleicht hätte ich den Kleiderschrank doch Zuhause lassen sollen. Doch was soll das Gejammer und all die negativen Gedanken? Also schnapp ich mir meinen Kram und wusel so schnell es geht zum anderen Gleis. Ähnlich wie in diesen Agentenfilmen stellen sich immer wieder Hindernisse in meinen Weg um meine Mission zum scheitern zu bringen. Aber nicht mir mir. Den Zug bekomm ich schon noch. Gekonnt umgehe ich sämtliche Menschenmassen und deren Gepäckfluten und ehe ich mich versehe befinde ich mich auch schon im besagtem Zug auf der Suche nach meinem Platz.
Huch ! Ein Platz in einem Abteil. Mit einigen echten Nordlichtern. Also Hamburg war mal wieder unvergesslich und wie befürchtet gabs keinen Kaffee. Und wie man mir gerade mitteilte , gibt es auch auf dieser Fahrt kein Bordbistro. Hmmm somit ist Bremen meine nächste Hoffnung .
Der Weg dahin gestaltet sich wirklich unterhaltsam. Hier wird Norddeutsch bzw. Platt geschnackt .... Eine unglaubliche Unterhaltung angefüllt mit Anekdoten und Witzen. Die Zeit vergeht wie im Flug und ich hab bestimmt eine Stunde nicht mehr an Kaffee gedacht ( hihi). Kaum eingestiegen , steige ich auch schon in Bremen wieder aus. Leider hab ich auch dieses Mal nur einen kurzen Aufenthalt. Doch dieses Mal fährt der Zug vom Gleis gegenüber. Ich hab noch gute 5 min. und vor mir befindet sich eine RAUCHERZONE. Welch Segen! Nach Stunden Abstinenz ( und ohne Kaffee) mal wieder ein echtes Highlight.
Bei meinem Weg zum nächsten Stop „Norden“ ist nicht viel passiert. Außer das ich mit echt schlechtgelaunten Leuten im Abteil war. Und vom ständigen Auf und Ab mit meinen Taschen bin ich mitlerweile echt geschlaucht. Und Nein, es hatte bisher immernoch keinen Kaffee. Kaum aus dem Zug ausgestiegen begann es auch schon in strömen zu regnen. ( Uiiiiih was für ne tolle Regenjacke) Hammergeiles Urlaubswetter, Gott sei Dank bin ich ja dort zum arbeiten ;-) . Im Moment gondel und fließe ich im Bus zum Anleger dahin. Der startete dank friesischer Leichtigkeit zu spät. Hey es ist ja nicht so als müsse ich eine Fähre erwischen. Also mein Freund , entspann dich doch einwenig.
Mitlerweile fühlen sich meine Augen echt schwer an. Und die Aussicht auf eine längere Fährfahrt machen das nicht gerade besser. Danach noch die standesgemäßen Begrüßungsrituale wie z.B leidenschaftliche Umarmungen mit den Kollegen und das vorstellen im Hause. Die Vorfreude läßt sich kaum noch in Worte fassen. Hey aber gleich bin ich am Meer. Laut Busanzeige sind wir gerade in Westerstede / Sportplatz angekommen. Oh ! Wie viele Ortschaften der Art werden wohl noch folgen? Meine Mitreisenden erzeugen ein witziges Stimmengewirr aus plattdeutsch, hessisch und irgendeinen Dialekt welcher wohl eher in Richtung NRW einzuordnen ist. Eine unbeschreibliche Soundkulisse. Einige geben Erinnerungen an den letzten Urlaub , andere die Vorfreude aufs erste Mal zum Besten. Da sind sie auch schon , ein paar der nachdenklichen Momente unter diesem grauen norddeutschen Himmel. Die Luft ist so klar und frisch , das sogar so normale Dinge wie atmen richtig angenehm werden. Meine Vorfreude steigt. Gleich so eine typische Bockwurst auf der Fähre , dazu abgestandener Kaffee und dieser Geruch der Erinnerung.Wie oft saß ich schon so hier? Bekannte Gesichter , die rätselnd in meine Richtung schauen. Der eine oder andere kommt auf mich zu und verwickelt mich in ein Gespräch. Wie oft werde ich wohl Sätze wie „ Ich wußte genau das du wiederkommst“ in den nächsten Tagen / Wochen zu hören bekommen? Ach was solls.
Da ich ja mein Gepäck vor dem betreten der Fähre aufgegeben hab bin ich gerade völlig frei und genieße den Aufenthalt auf dem Aussendeck. Ja gut es regnet immernoch , doch die Aussicht auf frische Meeresluft fand ich bisher immer verlockender als in diesem stickigem Inneren zu verweilen. Es hat sich wohl einiges verändert. Die Fähren sind neu ausgebaut und dann dieser gigantische neue Anleger. Es gibt sogar richtig leckeren Kaffee. Weshalb ich mir natürlich gleich welchen geholt habe :-D. So sitze ich also grinsend an Deck in der Hand dampfender Kaffee und genieße den Anblick des Meeres. Schon irgendwie komisch nach so langer Zeit wieder hier zu sitzen. Aufgeregt wuseln Kinder um mich herum. Von einigen Ecken vernehme ich wieder dieses laute Stimmengewirr. Ein hektisches Treiben , scheinbar aus einer anderen Welt. Aus einer Welt aus der ich scheinbar ein weiteres Mal geflohen bin. Ich seh weit über das Wasser, soweit das Wetter es zuläßt. Ich schau ein paar Möwen zu , die durch die Luft jagen. Begleitet wird das ganze durch ihr typisches Schreien. Das Salz der Luft hat sich bereits auf meinen Lippen festgesetzt. Und bei jedem Versuch meine Lippen zu befeuchten , dringt dieser intensive Salzgeschmack an meine Zunge. Komisch aber eigentlich fühl ich mich ja ganz wohl so weit weg von dem Stress und der Hektik. Ich kann das ganze Gewusel um mich herum ausblenden und seh einfach nur noch den Regentropfen zu die über die Wasseroberfläche tanzen. Zuerst kleine langsame Tropfen die dann zu immer größeren , schweren Tropfen werden. Es sieht einwenig so aus als wäre es ein Spiel zwischen Meer und Himmel.
Hey du seltsamer Tag, so vollgestopft mit komischen Ereignissen, interessanten Menschen und so voller vertrauter Eindrücke. Langsam verursachst du ein komischeS Kribbeln auf meiner Haut. Welches man Anfangs genießt und welches einem alles andere vergessen läßt , jedoch irgendwann so intensiv oder gar so unangenehm wird , dass man beginnt zu überlegen wie man es schnell wieder loswerden kann .
So ziehen die Minuten an mir vorbei voller Spannung und Erwartungen auf das was da noch so kommt. Und dann das ... Ich kann sie sehen , die Insel, die Molen , den Anleger, die Wellen (?) und ganz klar die bunten Wagen der Inselbahn. Kaum kann ich den Moment erwarten , wo ich endlich mein Gepäck abhole, durch die Ortschaft laufe, in meiner Behausung ( für die nächsten 6 Wochen ) ankomme und den Tag vorerst beenden kann.
Aber das wird wohl noch eine Weile dauern , vielleicht kann ich ja noch schnell irgendwo ins Netz und all die Leute beruhigen , die sich gerade fragen ob es mir gut geht. Geht es mir denn gut? Ich denke schon , mir hängt ja nur der Tag in den Knochen.
.... Angekommen
Puh , da bin ich nun. Nach einem kurzen Aufenthalt in meinem Domizil hab ich meinen Weg direkt zum Restaurant forgesetzt. Die Leute waren erstaunlich froh mich zu sehen. Kein Wunder, scheinbar ist ja auch eine Menge los. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor .... schließlich bin ich das ganze Treiben garnicht mehr so gewöhnt , nach 2 Jahren Abstinenz vom Saisongeschäft. Scheinabr plagen sie dieses Jahr erhebliche Personalsorgen .... tja soooo gutes Personal ist halt schwer zu bekommen :-D .
Zurück in meiner Unterkunft überlege ich mein weiteres Vorgehen. 6 Wochen ohne Ablenkung durch Fernsehen und Internet klingt im ersten Moment nach einer brutalen Folter. Womit soll ich abends wieder runterkommen? Hmm lesen ´? Ich muß zwangsläufig über mich selbst schmunzeln. Was mach ich mir da nur für Gedanken? Erst einmal brauch ich eine Mütze Schlaf .... die Fahrt war echt anstrengend .... und dann noch die ganze gute Luft? Puh ...soweit ich weiß hält man so klare Luft in Berlin für einen Mythos .... vielleicht besser wenn ich für mich behalte das es sowas tatsächlich gibt .... sonst liefern die mich noch ein :-D. Aber vielleicht ist die Müdigkeit auch ein Syntom für meine ersten Entzugserscheinungen nach sozialen Netzwerken jeder Art oder danach sich unentwegt und ungefragt berieseln zu lassen. Es ist schon komisch sich in einer so ruhigen Szenerie wiederzufinden.
Meine Mitbewohnerin ist vermutlich noch am Arbeiten und auch mein Nachbar wird sich wohl noch ein kühles Feierabendbier gönnen. Im Hintergrund bitten 3 Doors Down um Veränderung, ach wie gut das ich das Gefühl kenne. Man erstaunlich was für ein langer Beitrag zum heutigen Tage. Dabei ist garnicht soviel passiert , abgesehen von den paar neuen Eindrücken, die doch so völlig vertraut sind. Ich hab es sogar geschafft einwenig zu lernen . Bald präsentiere ich euch mein bestmöglichstes Tschechisch ;-) . Damit beende ich dieses seltsamen Tag.
.... Mittendrin im Geschehen
Mitlerweile bin ich wohl schon bei Tag 6 meines Experiments angekommen. Es war notwenig erstmal die letzten Tage auf mich wirken zu lassen. So unglaublich viele Eindrücke. Dinge die man kaum bemerkt wenn man mittendrin ist. Oder vielleicht nimmt man die Dinge anders wahr. So lebt man hier vor sich hin in einer idyllischen Einöde .Angefangen von kleinen,süßen Häuschen. Angefüllt mit vielen miditeranen Dekorationsartikeln, kleinen Gärtchen, Zäunen und die Menschen die sich von einer großen deutschen Zeitung die Meinung und Einstellung diktieren lassen. Es gibt wenig Raum für Neues oder Alternatives. Obwohl es sicher auch viel positives gibt. So z.B die unberührte Natur, die Ruhe und die Tatsache das hier keine Autos gibt. So genieße ich tatsächlich die Wege vor und nach der Arbeit und gebe mich der Ruhe hin. Ein perfekter Ausgleich zum Stress des Tages.
Schmerzhaft wird mir die Wichtigkeit dieses Tages bewußt als mich mein Wecker um 5 Uhr aus dem Schlaf klingelt. Es ist kein liebevolles Tuten das mich sanft aus der Traumwelt holt.... Nein heute ist es eher ein nervtötendes Quieken. Nur widerwillig begebe ich mich aus den Fängen der wärmenden Bettdecke und schlurfe Richtung Bad. Nach der Dusche hab ich auch langsam das Gefühl in der Realität angekommen zu sein, in meinem Kopf kreisen die Gedanken daran was mich wohl erwarten wird und wie die Reise verlaufen könnte. Optimistisch wie ich manchmal bin , hoffe ich das die lange Fahrzeit schon Strafe genug ist und da mit Sicherheit nicht viel schiefgehen könnte. Aber abwarten !
Irgendwann finde ich mich vor der Kaffeemaschiene wieder und wieder ist es ein Moment wo ich froh bin das diese Padmaschienen so unglaublich schnell sind. Gedankenverloren setze ich mich in die Küche und versuche die letzten Momente der Ruhe zu genießen. Bloß keinen Stress ! Im Hintergrund läuft gerade Tracy Chapmans Song „ Fast Car“ was will sie mir nur damit sagen ? Es scheint als wolle sie mir den „ Neuanfang“ schmackhaft machen .... Nee nee Tracy , nur 6 Wochen , das wird mit Sicherheit kein neuer Start. Trotzdem lass ich mir es nicht nehmen den Refrain lauthalt mit zu singen, auch wenn es mir schwer fällt jeden Ton zu treffen. Who cares? Es muß ja auch Vorteile haben allein zu wohnen ;-) .
So da ist er der Moment .... der Aufbruch. Nervös steh ich an der Tür ,bepackt mit dem notwendigsten , oder besser gesagt – mit dem was ich mir vorstellen könnte dass ich 6 Wochen damit hinkomm. In Gedanken geh ich nochmal alles üblichen Vorgänge durch , Gas und Wasser abdrehen , alles vom Strom nehmen .... hmm alles erledigt , also los. Einfach raus und keinen Blick zurück , nur nicht riskieren das ich es mir anders überlege....
.... on my way ...... Zum „ Erziehungscamp“
Mitlerweile ist es 8:50 Uhr, kuschlige 26° (es war sonnig in Berlin) , und gerade jetzt bin ich mir nicht mehr sicher die richtige Auswahl in Sachen „ Reisebekleidung“ gemacht zu haben. Ach egal, gewöhn sich lieber schonmal daran wie es ist wieder richtig zu schwitzen :-) ... Wie erwartet geht alles rund. Der Zug hatte ein „ kleine“ Verspätung. Gut zu wissen das mir nun noch 10min für einen schnellen Kaffee in Hamburg bleiben. (mein erster Umsteigebahnhof) Leider ist gerade heute kein Bordrestaurant vorhanden. Sollte heute vielleicht doch alles schiefgehen ? Ein WINK des Schicksals , dass ich lieber 6 Wochen hätte faulenzen sollen? Hmm liebes Schicksal ... da wirst du dir mehr einfallen lassen müssen ... obwohl so ohne Kaffee ist schon ganzschön mies.
-----> Wittenberg .....Ludwigslust ......
... Und weiter geht die Reise ....! Man beachte immer noch Verspätung .... Leider werd ich wohl auf den flüchtigen Genuss eines Kaffees in Hamburg verzichten müssen . Hmmm es gibt wohl schlimmeres. Z.B. die Tatsache das der Himmel immer grauer wird je nördlicher ich komme. Mein Blick klebt an der Landschaft da draussen .... es geht vorbei an Windparks und einigen, kleinen und mir bisher unbekannten Ortschaften. Zwischendrin seh ich mal ein paar Kühe oder Pferde die sich ,unbeirrt vom Wetter , das saftige Grün schmecken lassen.
Juuuuhuuuu es wird wohl gleich regnen! Ein Lobgesang auf die Mama , die mir diese wundervolle Regenjacke zum Geschenk machte. Innerlich freute ich mich darauf mit der Jacke den schlimmsten Regenfällen zu trotzen. Ich sah mich schon mit geballter Faust gen Himmel gerichtet „ Ist das alles was du drauf hast ?“ . Der Gedanke bringt mich zum schmunzeln , obwohl ich innerlich laut loslache. Ich versuche das immer recht unauffällig zu machen , nicht das gleich alle merken welch Wahnsinn in mir steckt. ^^
Das ist SIE ... Hamburg meine Perle ! Schon die Einfahrt in den Bahnhof macht mich ganz hibbelig.
Irgendwie liebe ich diese Stadt. Nur leider läßt der Blick auf die Uhr nichts gutes vermuten. Mir bleiben noch 4 min. zum umsteigen. Laut Verbindungsdaten hab ich ja auch nur 6 Gleise vor mir. „Nur keinen Stress“. Lautet das Mantra des heutigen Tages ... nur leider wirkt es nur partiell. Auch Sprüche wie „Nimms mit Humor“ oder „ Es kann nur besser werden“ haben bei den Aussichten nur geringe Motivationswirkungen. Schließlich bin ich ja nicht gerade leicht bepackt. Hmmm vielleicht hätte ich den Kleiderschrank doch Zuhause lassen sollen. Doch was soll das Gejammer und all die negativen Gedanken? Also schnapp ich mir meinen Kram und wusel so schnell es geht zum anderen Gleis. Ähnlich wie in diesen Agentenfilmen stellen sich immer wieder Hindernisse in meinen Weg um meine Mission zum scheitern zu bringen. Aber nicht mir mir. Den Zug bekomm ich schon noch. Gekonnt umgehe ich sämtliche Menschenmassen und deren Gepäckfluten und ehe ich mich versehe befinde ich mich auch schon im besagtem Zug auf der Suche nach meinem Platz.
Huch ! Ein Platz in einem Abteil. Mit einigen echten Nordlichtern. Also Hamburg war mal wieder unvergesslich und wie befürchtet gabs keinen Kaffee. Und wie man mir gerade mitteilte , gibt es auch auf dieser Fahrt kein Bordbistro. Hmmm somit ist Bremen meine nächste Hoffnung .
Der Weg dahin gestaltet sich wirklich unterhaltsam. Hier wird Norddeutsch bzw. Platt geschnackt .... Eine unglaubliche Unterhaltung angefüllt mit Anekdoten und Witzen. Die Zeit vergeht wie im Flug und ich hab bestimmt eine Stunde nicht mehr an Kaffee gedacht ( hihi). Kaum eingestiegen , steige ich auch schon in Bremen wieder aus. Leider hab ich auch dieses Mal nur einen kurzen Aufenthalt. Doch dieses Mal fährt der Zug vom Gleis gegenüber. Ich hab noch gute 5 min. und vor mir befindet sich eine RAUCHERZONE. Welch Segen! Nach Stunden Abstinenz ( und ohne Kaffee) mal wieder ein echtes Highlight.
Bei meinem Weg zum nächsten Stop „Norden“ ist nicht viel passiert. Außer das ich mit echt schlechtgelaunten Leuten im Abteil war. Und vom ständigen Auf und Ab mit meinen Taschen bin ich mitlerweile echt geschlaucht. Und Nein, es hatte bisher immernoch keinen Kaffee. Kaum aus dem Zug ausgestiegen begann es auch schon in strömen zu regnen. ( Uiiiiih was für ne tolle Regenjacke) Hammergeiles Urlaubswetter, Gott sei Dank bin ich ja dort zum arbeiten ;-) . Im Moment gondel und fließe ich im Bus zum Anleger dahin. Der startete dank friesischer Leichtigkeit zu spät. Hey es ist ja nicht so als müsse ich eine Fähre erwischen. Also mein Freund , entspann dich doch einwenig.
Mitlerweile fühlen sich meine Augen echt schwer an. Und die Aussicht auf eine längere Fährfahrt machen das nicht gerade besser. Danach noch die standesgemäßen Begrüßungsrituale wie z.B leidenschaftliche Umarmungen mit den Kollegen und das vorstellen im Hause. Die Vorfreude läßt sich kaum noch in Worte fassen. Hey aber gleich bin ich am Meer. Laut Busanzeige sind wir gerade in Westerstede / Sportplatz angekommen. Oh ! Wie viele Ortschaften der Art werden wohl noch folgen? Meine Mitreisenden erzeugen ein witziges Stimmengewirr aus plattdeutsch, hessisch und irgendeinen Dialekt welcher wohl eher in Richtung NRW einzuordnen ist. Eine unbeschreibliche Soundkulisse. Einige geben Erinnerungen an den letzten Urlaub , andere die Vorfreude aufs erste Mal zum Besten. Da sind sie auch schon , ein paar der nachdenklichen Momente unter diesem grauen norddeutschen Himmel. Die Luft ist so klar und frisch , das sogar so normale Dinge wie atmen richtig angenehm werden. Meine Vorfreude steigt. Gleich so eine typische Bockwurst auf der Fähre , dazu abgestandener Kaffee und dieser Geruch der Erinnerung.Wie oft saß ich schon so hier? Bekannte Gesichter , die rätselnd in meine Richtung schauen. Der eine oder andere kommt auf mich zu und verwickelt mich in ein Gespräch. Wie oft werde ich wohl Sätze wie „ Ich wußte genau das du wiederkommst“ in den nächsten Tagen / Wochen zu hören bekommen? Ach was solls.
Da ich ja mein Gepäck vor dem betreten der Fähre aufgegeben hab bin ich gerade völlig frei und genieße den Aufenthalt auf dem Aussendeck. Ja gut es regnet immernoch , doch die Aussicht auf frische Meeresluft fand ich bisher immer verlockender als in diesem stickigem Inneren zu verweilen. Es hat sich wohl einiges verändert. Die Fähren sind neu ausgebaut und dann dieser gigantische neue Anleger. Es gibt sogar richtig leckeren Kaffee. Weshalb ich mir natürlich gleich welchen geholt habe :-D. So sitze ich also grinsend an Deck in der Hand dampfender Kaffee und genieße den Anblick des Meeres. Schon irgendwie komisch nach so langer Zeit wieder hier zu sitzen. Aufgeregt wuseln Kinder um mich herum. Von einigen Ecken vernehme ich wieder dieses laute Stimmengewirr. Ein hektisches Treiben , scheinbar aus einer anderen Welt. Aus einer Welt aus der ich scheinbar ein weiteres Mal geflohen bin. Ich seh weit über das Wasser, soweit das Wetter es zuläßt. Ich schau ein paar Möwen zu , die durch die Luft jagen. Begleitet wird das ganze durch ihr typisches Schreien. Das Salz der Luft hat sich bereits auf meinen Lippen festgesetzt. Und bei jedem Versuch meine Lippen zu befeuchten , dringt dieser intensive Salzgeschmack an meine Zunge. Komisch aber eigentlich fühl ich mich ja ganz wohl so weit weg von dem Stress und der Hektik. Ich kann das ganze Gewusel um mich herum ausblenden und seh einfach nur noch den Regentropfen zu die über die Wasseroberfläche tanzen. Zuerst kleine langsame Tropfen die dann zu immer größeren , schweren Tropfen werden. Es sieht einwenig so aus als wäre es ein Spiel zwischen Meer und Himmel.
Hey du seltsamer Tag, so vollgestopft mit komischen Ereignissen, interessanten Menschen und so voller vertrauter Eindrücke. Langsam verursachst du ein komischeS Kribbeln auf meiner Haut. Welches man Anfangs genießt und welches einem alles andere vergessen läßt , jedoch irgendwann so intensiv oder gar so unangenehm wird , dass man beginnt zu überlegen wie man es schnell wieder loswerden kann .
So ziehen die Minuten an mir vorbei voller Spannung und Erwartungen auf das was da noch so kommt. Und dann das ... Ich kann sie sehen , die Insel, die Molen , den Anleger, die Wellen (?) und ganz klar die bunten Wagen der Inselbahn. Kaum kann ich den Moment erwarten , wo ich endlich mein Gepäck abhole, durch die Ortschaft laufe, in meiner Behausung ( für die nächsten 6 Wochen ) ankomme und den Tag vorerst beenden kann.
Aber das wird wohl noch eine Weile dauern , vielleicht kann ich ja noch schnell irgendwo ins Netz und all die Leute beruhigen , die sich gerade fragen ob es mir gut geht. Geht es mir denn gut? Ich denke schon , mir hängt ja nur der Tag in den Knochen.
.... Angekommen
Puh , da bin ich nun. Nach einem kurzen Aufenthalt in meinem Domizil hab ich meinen Weg direkt zum Restaurant forgesetzt. Die Leute waren erstaunlich froh mich zu sehen. Kein Wunder, scheinbar ist ja auch eine Menge los. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor .... schließlich bin ich das ganze Treiben garnicht mehr so gewöhnt , nach 2 Jahren Abstinenz vom Saisongeschäft. Scheinabr plagen sie dieses Jahr erhebliche Personalsorgen .... tja soooo gutes Personal ist halt schwer zu bekommen :-D .
Zurück in meiner Unterkunft überlege ich mein weiteres Vorgehen. 6 Wochen ohne Ablenkung durch Fernsehen und Internet klingt im ersten Moment nach einer brutalen Folter. Womit soll ich abends wieder runterkommen? Hmm lesen ´? Ich muß zwangsläufig über mich selbst schmunzeln. Was mach ich mir da nur für Gedanken? Erst einmal brauch ich eine Mütze Schlaf .... die Fahrt war echt anstrengend .... und dann noch die ganze gute Luft? Puh ...soweit ich weiß hält man so klare Luft in Berlin für einen Mythos .... vielleicht besser wenn ich für mich behalte das es sowas tatsächlich gibt .... sonst liefern die mich noch ein :-D. Aber vielleicht ist die Müdigkeit auch ein Syntom für meine ersten Entzugserscheinungen nach sozialen Netzwerken jeder Art oder danach sich unentwegt und ungefragt berieseln zu lassen. Es ist schon komisch sich in einer so ruhigen Szenerie wiederzufinden.
Meine Mitbewohnerin ist vermutlich noch am Arbeiten und auch mein Nachbar wird sich wohl noch ein kühles Feierabendbier gönnen. Im Hintergrund bitten 3 Doors Down um Veränderung, ach wie gut das ich das Gefühl kenne. Man erstaunlich was für ein langer Beitrag zum heutigen Tage. Dabei ist garnicht soviel passiert , abgesehen von den paar neuen Eindrücken, die doch so völlig vertraut sind. Ich hab es sogar geschafft einwenig zu lernen . Bald präsentiere ich euch mein bestmöglichstes Tschechisch ;-) . Damit beende ich dieses seltsamen Tag.
.... Mittendrin im Geschehen
Mitlerweile bin ich wohl schon bei Tag 6 meines Experiments angekommen. Es war notwenig erstmal die letzten Tage auf mich wirken zu lassen. So unglaublich viele Eindrücke. Dinge die man kaum bemerkt wenn man mittendrin ist. Oder vielleicht nimmt man die Dinge anders wahr. So lebt man hier vor sich hin in einer idyllischen Einöde .Angefangen von kleinen,süßen Häuschen. Angefüllt mit vielen miditeranen Dekorationsartikeln, kleinen Gärtchen, Zäunen und die Menschen die sich von einer großen deutschen Zeitung die Meinung und Einstellung diktieren lassen. Es gibt wenig Raum für Neues oder Alternatives. Obwohl es sicher auch viel positives gibt. So z.B die unberührte Natur, die Ruhe und die Tatsache das hier keine Autos gibt. So genieße ich tatsächlich die Wege vor und nach der Arbeit und gebe mich der Ruhe hin. Ein perfekter Ausgleich zum Stress des Tages.
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